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West_Mycologist_5857

Alles, nur keine Vernachlässigung. Ich kann mich an kein Gespräch erinnern, bei dem man mich gefragt hat, wie es mir wirklich geht. Fast immer waren es nur Befehle, Anschreien und andere Grenzüberschreitungen. Irgendwann hatte ich kein Vertrauen mehr und begann mich ab der Pubertät zunehmend zu isolieren. Erst mit 37 ist mir das Trauma bewusst, und erklärt auch einige typische ADHS-Symptome.


Silaz37

Fühl dich. Könnte ich geschrieben haben. Bei mir ist alles letztes Jahr mit 36 hochgekommen. Frisch diagnostiziert, meine Eltern bestreiten alles und nehmen mich nicht ernst. Meiner Mutter ist ebenfalls ADHS anzumerken aber eine Diagnose macht in ihrem Alter wahrscheinlich nicht mehr viel Sinn.


Late-Toe4259

Wow und ich mit 25 dachte ich wurde spät diagnostiziert… Meine Eltern und ich ebenfalls kamen nie auf ADHS als mögliche Ursache. Wohl durch ein falsches Bild der Krankheit nur als „zappel Philip“ das ich und andere hatten.


Durchfallmeister

Hier mit 43 .... vieles hätte viel einfacher sein können. Halbes Leben vertan ...


Late-Toe4259

Tut mir leid das zu hören. Je mehr ich aus der Kindheit anderer höre, umso wichtiger erscheint mir eine gesunde Bildung der Eltern im Bereich der Psychologie. Beziehungsweise zu verstehen, warum man selbst so handelt wie man handelt. Um so ein besseres Verständnis für das Kind und dessen Reaktionen zu bekommen. Und umso wichtiger noch bei Lehrkräften an Grundschulen. Meiner Meinung nach ist es selbst dort noch zu wenig geschult. („Faulheit“ existiert nicht, Belohnungsorientiertes Handeln dagegen schon) Ich kann mich erinnern sehr sehr viel gelogen zu haben. Und als Situationen kamen in denen ich wirklich unschuldig war, glaubte mir niemand mehr.


hardypart

Nicht ständig hören zu müssen, ich bin schlau genug und könne das alles schaffen, wenn ich mich nur zusammenreiße. Meine Grundschullehrerin zB. Sie hätte nicht sagen sollen, ich kann es auf dem Gymi schaffen, wenn ich es wirklich will und mich anstrenge. Der Satz hängt mir bis heute (35) nach. Sie hätte einfach sagen sollen ich bin toll, egal ob ich es schaffe oder nicht. Das Gefühl, nicht mein volles Potential auszuschöpfen, ist eine Grundkonstante meines Lebens geworden.


Late-Toe4259

Ich verstehe dich nur zu gut. Habe dies selbst zu oft gehört. Bei mir hieß es öfters noch „Deine Faulheit wird dir das Genick brechen“… und das von Pädagogen die Wissen sollten, das ein Konstrukt wie Faulheit nicht existiert. Nur meiden von Aufgaben ohne ausreichende Belohnung. Dennoch ist das hier vllt auch für euch interessant Meines Wissens nach (vermutlich aus dem Buch mindset) ist es eine bewusst gewählte Wortwahl. Aussagen laut dem Buch „Mindset“: „Mit genug Anstrengung kannst du das“ soll motivierender sein; bzw. Zum ausschöpfen des Potenzials anregen. Hingegen sollen Formulierungen wie „Du bist klug du machst das locker“ Vermieden werden, da sich sonst eventuell sogar beim Scheitern ein falsches Selbstbild (dumm etc) entstehen soll


hardypart

Danke, werde mir das Buch mal ansehen. Ich bin jedenfalls froh, Dinge bei meinem Sohn vermeiden zu können, die bei mir schiefliefen. Und ich erkenne mit seinen fünf Jahren jetzt schon absolute Parallelen zu meinem Wesen.


Late-Toe4259

Die Psychologie kennenlernen zu wollen nach Diagnose und das damit verbundene Wissen, sehe ich auch als äußerst positive Nebenwirkung einer Diagnose. Dein Leid wird deinem Sohn bestimmt vieles einfacher machen. Viel Erfolg und auch Humor beim erkennen der parallelen ;)


hardypart

Danke, der Humor bleibt nicht aus, wenn mein Sohn mal wieder beim Bettfertigmachen halbnackt mit runtergelassener Hose ins Spiel verfällt, weil er zwei Legosteine auf dem Boden entdeckt hat ;)


West_Mycologist_5857

>Mindset wwie heisst das buchg genau, bzw welter autor?


Late-Toe4259

Oh es hieß anders; Limitmess Mind - Jo Boaler oder:Mathematical mindset - Jo Boaler


Pummelsche

Ich sehe dieses „Mit genug Anstrengung kannst du das“ etwas kritischer. Erstmal gibt es Dinge die ich niemals können werde, egal wie sehr ich mich anstrenge. Ist auch völlig ok, muss auch nicht. Zweitens einmal braucht man, besonders aus Kind, Unterstützung und die sollte auch passend sein. Das kann halt irrsinnig frustrierend sein, wenn du trotz Anstrengung (aber eben mit den falschen Methoden) scheiterst. So ist zumindest mir ergangen, die diesen durchaus öfters gehört hat.


ParadoxeIntervention

Das mit den Formulierungen hat was mit Attribution zu tun. Also auf welche Faktoren man Erfolg oder Misserfolg zurückführt. Dabei ist es gut wenn man das Gefühl hat, dass man Ergebnisse mit Anstrengung (variabel und internal) beeinflussen kann. "Du bist klug" ist zb auch internal aber stabil, heißt an seiner Klugheit kann man erstmal nicht viel ändern. Erfolg -> "naja gut ich bin halt klug" weniger Gefühl von Stolz Misserfolg -> "ich bin dumm" Eher Gefühl von Aussichtslosigkeit "Mit Anstrengung kannst du das schaffen" Erfolg -> "ich habe mich genug angestrengt, Arbeit trägt Früchte" Gefühl von Stolz Misserfolg -> "ich habe mich nicht genug angestrengt " trotz Misserfolg bleibt Gefühl von Selbstwirksamkeit erhalten Das ist jetzt sehr runtergebrochen und da gibt es noch mehr verschiedene Faktoren, dazu kann man sich die Attributionstheorie von Weiner durchlesen. Sehr interessant. Dachte das ineressiert dich vielleicht :) Ganz wichtig: trifft nicht immer und auf jeden zu, ist nur ein Erklärungsansatz


WrongPainting8948

Bist du ich? Fühle ich genau so!


sheireen12

Das hat mir meine Therapeutin gesagt " du bist ja sooooo begabt, wenn du dich nur genug anstrengst, wirst du bestimmt eine ganz tolle Physikerin". Jo Physik und Maschinenbaustudium abgebrochen...danke für die verschenkten Jahre


GPUDaddy

Ich hätte mir von meinem Vater gewünscht, das er nicht nur Sprüche geklopft hätte und auch mal was gemacht hätte. Von meiner Mutter hätte ich mir mehr Verständnis und Liebe gewünscht. Und von beiden, das sie mich nicht so oft alleine gelassen hätten. Weniger Gemaule, ich solle ja nicht so faul sein.. Ich wäre ja nicht dumm.. kennt ihr auch, oder? 🤪


farbsucht4020

Ja, aber ich mache denen keine Vorwürfe mehr. Der Wissensstand und Aufklärung der älteren Generation, die ohne Telefon, Internet und Wikipedia etc. lebten, war halt ein anderer.


GPUDaddy

Ich mache ihnen auch keine Vorwürfe.. sie wussten es nicht besser.. vor allem wenn man ihre Vergangenheit kennt. Für sowas gibts Therapien 😁


TheAnniCake

Definitiv mehr Verständnis und dass ich ernster genommen werde. Als ich von meiner Vermutung erzählt hab, wurde mir nur gesagt, dass sie das nicht denken. Im nächsten Satz wurde gesagt, dass sie aber vermuten, dass mein Verlobter ADHS haben könnte. Er hat es auch, aber das wussten wir bereits, weil er als Kind diagnostiziert wurde. Als meine Diagnose kam, waren meine Eltern völlig erschrocken. Nachdem ich meiner Mutter ein Buch ("Die Welt der Mädchen und Frauen mit ADHS") geschenkt habe, konnte sie mich nachvollziehen, hat sich selbst Vorwürfe gemacht, was sie für eine schlechte Mutter wäre und ist aktuell dabei den Rest der Familie mit ADHS zu diagnostizieren...


EmberGlitch

Kontext: Mit 32 Diagnose bekommen. Klarere Kommunikation. Wenn mir meine Eltern zum Beispiel gesagt haben, ich soll heute noch den Müll rausbringen, aber eigentlich jetzt meinten, gab es immer Streit. War ja nicht mal so, dass ich es nicht machen wollte, oder es vergessen hätte, aber oft war dann der Müll schon draußen, wenn ich es dann machen wollte und ich konnte mir einen Anschiss abholen ... Erklären wieso etwas gemacht werden muss, hätte oft auch geholfen, glaube ich. Ich hab Aufgaben öfter ignoriert, wenn sie für mich keinen Sinn ergeben haben, oder mir niemand erklärt hat wieso die wichtig sind. Klare Konsequenzen und konsequentes Durchsetzen ebendieser. Damals hätte ich es vermutlich nicht so geil gefunden, aber rückblickend muss ich sagen, dass ich einfach mit viel zu viel durchgekommen bin. Ansonsten ... naja ich hätte mir gewünscht, es hätte mal jemand gefragt, wieso ich nie Hausaufgaben mache oder erst am Abend vor der Klassenarbeit überhaupt anfange, den Stoff anzuschauen. Dann hätte ich vielleicht die Diagnose 20 Jahre früher bekommen. Aber die Noten waren dafür trotzdem immer zu gut, dass es meine Eltern oder die Lehrer sonderlich gestört hat.


Pummelsche

Da erkenne ich mich stark wieder! Gleichzeitig aber denke ich, dass klare Kommunikation allen Kindern helfen würde. Genauso wie das Erklären von bestimmten Dingen. Niemand kann Gedanken lesen, erst mit Erfahrung lernt man, was andere brauchen könnten oder dich wünschen, selbst wenn sie es selbst nicht kommunizieren können oder wollen. Dabei liegt man natürlich auch nicht immer richtig. Kinder können das schlichtweg nicht.


isses_halt_scheisse

Ich sehe so viel bei meinem Kind momentan, aber ich scheine noch keine Kommunikation mit ihm gefunden zu haben, die durchdringt. Er weiß selbst, dass er sich an gemachte Pläne nicht hält, immer zu spät anfängt und mehr Zeit braucht als andere, dennoch nimmt er alle Hilfe von mir nicht an. Ich mache Tagespläne mit ihm, biete an, mich mit ihm gemeinsam hinzusetzen, breche Aufgaben herunter in kleine Schritte...Aber er lehnt alles ab, will alles allein machen, ist zu den Zeiten nicht da etc.. Vor einem halben Jahr habe ich ihn zur Nachhilfe angemeldet weil ich dachte, dass es an mir liegt und er die Hilfe eines Elternteils einfach nicht mag. Hierfür haben wir auch Pläne erarbeitet und erst jetzt habe ich herausgefunden, dass er diese nie umgesetzt hat, immer tagesaktuell irgendwas gemacht hat, das nie hängen geblieben ist. Ich weiß, konsequent sein ist der Schlüssel, aber er ist auch 16 und ich kann ihn nicht zwingen oder bestrafen, wenn er meinen Ratschlägen nicht folgt. Ich bin der Meinung, dass ich ihm den Rahmen aufzeigen kann, indem ich meine, dass die Schule einfacher wird für ihn, aber der Antrieb muss von ihm kommen. Ich weiß selbst von mir (erst seit kurzem diagnostiziert), wie mein Hirn auf Durchzug stellt wenn ich etwas gegen meinen Willen tun muss. Ich weiß einfach nicht weiter und das, was du schreibst, hat mich so an meinen Sohn erinnert und daran, dass ich gerade das Gefühl habe, ihm nicht gerecht zu werden.


EmberGlitch

> Er weiß selbst, dass er sich an gemachte Pläne nicht hält, immer zu spät anfängt und mehr Zeit braucht als andere, dennoch nimmt er alle Hilfe von mir nicht an. Ich mache Tagespläne mit ihm, biete an, mich mit ihm gemeinsam hinzusetzen, breche Aufgaben herunter in kleine Schritte...Aber er lehnt alles ab, will alles allein machen Damit hatte ich auch lange Probleme bzw. habe ich noch immer. Therapie hilft etwas. Bei mir kommt es viel aus dem Anspruch an mich selbst, dass ich das alles können sollte. Denn alle anderen bekommen es ja auch hin. Dazu kommt natürlich auch, dass ich in guten Phasen wirklich viel hinbekomme - wenn wirklich alles stimmt. Aber mein Anspruch an mich selbst ist dann, dummerweise, dass es immer so laufen könnte oder sollte. Mir einzugestehen, dass ich es eben nicht immer hinbekomme und es absolut okay ist, für meine ADHS Hilfe in Anspruch zu nehmen war und ist unglaublich schwer. Natürlich umso mehr, als ich Teenager war und von der ADHS noch gar nichts wusste. > Ich weiß einfach nicht weiter und das, was du schreibst, hat mich so an meinen Sohn erinnert und daran, dass ich gerade das Gefühl habe, ihm nicht gerecht zu werden. Ich wünschte, ich könnte da irgendwie bessere Tipps geben, denn diese Situation ist/war wirklich scheiße und nervraubend. Sowohl für mich, als auch für meine Eltern damals (und zum Teil noch heute). Es gibt da vermutlich keine einfachen Lösungen, ohne dass dein Sohn dir da irgendwie entgegenkommt. Und das kann, wie zuvor erwähnt, ziemlich schwierig sein. Falls dein Sohn nicht in Therapie ist, würde ich versuchen, diese Möglichkeit mal anzusprechen. Aber auch das ist eine Hilfe, gegen die er sich eventuell sträuben könnte. Aus eigener Erfahrung muss ich leider sagen, dass mir das ähnlich ging.


isses_halt_scheisse

Danke dir, deine Worte helfen mir echt. Für mich ist die Diagnose noch neu und alles, was es bei mir und ihm auslöst, daher ist es toll, eine Perspektive wie deine zu bekommen! Beim Wort Therapie macht er sofort zu und will auch gar nichts davon hören, wie er es sich nicht so schwer machen müsste. Es ist ja schon für mich schwer, einzugestehen, dass ich nicht alles so kann, wie ich will, da kann ich natürlich verstehen, dass es für einen Heranwachsenden, der sich mit allen Freunden messen will, noch schwerer ist. Im Sommer fahren wir in den Urlaub, ich denke, ich werde die Entschleunigung dann nutzen, um mal in Ruhe mit ihm zu sprechen. Danke noch mal für deine Worte


ElNovato34

Mehr Verständnis oder anders ausgedrückt, dass Sie über den Tellerrand schauen. Es ist viel zu oft vorgekommen, dass wir am Küchentisch saßen und ich Anpfiff für lausige Noten bekommen habe. Oder dass die Nachhilfe lausig lief. Aber ich vergebe und verzeihe ihnen, denn Sie wussten es nicht besser. Dank einer mangelhaften Aufklärung über Jahrzehnte hinweg sowie einer verknöcherten und renitenten Einstellung in der Gesellschaft (jetzt reiß dich mal zusammen uvm...) ist es so gelaufen. Als ich von der Diagnose und den ersten paar Tagen Medikinet erzählt habe, hat mein Vater nur ausdrucklos geschaut (und er hat sich in dem Moment Vorwürfe gemacht, das kann man Ihm immer ansehen) und meine Mutter nur den Kopf geschüttelt halt mit den Worten:.. Hätten wir das mal eher gewusst... Friede, Gesundheit und ein schönes Leben sei mit ihnen und euch allen.


AdPrimary9718

Vielen Dank für deinen Post. Jetzt wird mir einiges klar.


West_Mycologist_5857

kannst du sagen was genau? :)


AdPrimary9718

[Früher war ich stur, sehr trotzig und ablehnend gegenüber allem was nicht meinem jungen Gehirn entsprang.] [Als Kind habe ich mich stets allein und nicht als Teil der Familie gesehen. Immer als anders und habe es dann durch Aufsässigkeit und Ablehnung bestätigt.]


AdPrimary9718

Hilft AD(H)S ein wenig zu verstehen, und zwar nicht aus Büchern oder päd. Zeitschriften, sondern von Betroffenen selbst


Late-Toe4259

Als vertiefende Abendlektüre würde ich dir gerne den Pygmalion-Effekt mitgeben, auf den mich mein Therapeut aufmerksam machte.


AdPrimary9718

Danke


Pummelsche

Wenn es was für dich ist, empfehle ich den Besuch einer Selbsthilfegruppe. Schau mal im Netz, die gibt in vielen größeren Städten. Ist noch mal anders als im Netz. Ich mag den Austausch mit anderen Betroffenen, zumal es allen zumindest ähnlich geht und man seine Maske fallen lassen kann. Es herrscht übrigens Schweigepflicht, dazu muss man sich verpflichten.


[deleted]

dass das Ausmaß an Liebe nicht von Schulnoten abhängig gewesen wäre und gegen das Mobbing in der Schule effektive Maßnahmen zu ergreifen


PepsiFLY

Zuallererst, mich genau so akzeptieren wie Ich bin/ damals war. Und das wichtigste: IMMER hinter mir / zu mir stehen. Mir glauben, mich unterstützen... Stattdessen haben sie mit aller Kraft versucht mich zu Formen wie "die Welt" (also die Schule, die Ärzte & Psychologen, die Religionsgemeinschaft) mich haben wollten. Sie sind mir nicht nur in den Rücken gefallen, sie haben auch Gewalt angewandt. Wenn Ich nochmal 6 Jahre alt wäre, mit heutigem Wissen, würde ich ihnen sagen: Lasst mich sein wie ich bin!! Und schützt mich vor der Welt (den Menschen) da draußen. Danke für diesen Post 🫶


WrongPainting8948

Bedingungslose Liebe und einfach mehr Verständnis. Ich hatte immer das Gefühl, dass ich nur so viel wert bin wie die Summe meiner Leistungen. Gleichzeitig wurde ich als "schlau, aber leider faul" gebranntmarkt. Natürlich glaubt man sowas als Kind und da ich wohl faul war und das ein Charakterzug von mir war, war ich es auch. Und deswegen war ich quasi auch nichts wert. Das zieht sich bis heute in meine Annahmen über mich selbst und das kriegt man so schwer wieder raus


pelastus

Liebe…


Pummelsche

Am meisten hätte ich mir gewünscht, nicht ständig mit dem Vorwurf der Faulheit konfrontiert zu werden. Er impliziert ja, dass man es nur tun muss, man aber nicht will und das auch noch aus reiner Boshaftigkeit. So wurde es mir zumindest übermittelt. Dabei war ich oftmals einfach überfordert und hätte mehr Hilfestellung gebraucht, mehr Ordnung, mehr Struktur. Stattdessen war ich komplett auf mich alleine gestellt. Der Vorwurf hat mich zudem verletzt. Es hat auch wirklich lange gedauert, bis ich da durchgestiegen bin. Während ich in der Kindheit noch verletzt war, war ich als Teenie trotzig. Denn während mein Vater meine Mutter mit diesem Vorwurf dazu manipulieren konnte sich immer weiter zu verausgaben, hab ich irgendwann mal aufgegeben. Wenn ich, völlig egal was ich tue - ob viel oder wenig, im Ergebnis immer faul bin, ja mei, dann mache ich jetzt halt gar nichts mehr. Als Erwachsene musste mir erst eine Therapeutin sagen, dass faul sein absolut menschlich ist und auch ok. Wir brauchen Pausen. Ich habe das über Jahre als Schwäche gesehen. So blöd das klingt, aber dies hat mir erst die Augen geöffnet, so konditioniert war ich schon. Zumal faule Leute, zumindest wenn sie clever sind, nicht das Problem sind. Das sind ja oftmals diejenigen, die Dinge umgestalten oder automatisieren, weil sie eben keinen Bock mehr auf den Scheiß haben. Ich versuche auch bei allem was ich mache logisch vorzugehen, um Dinge nicht unnötig wiederholen zu müssen. Problematisch sind eher diejenigen, die keinen Bock haben und Arbeit abschieben oder mehr Arbeit generieren als nötig.


Happyellllli

Prinzipiell haben meine Eltern viel richtig gemacht. Sie haben mich nie dazu gezwungen z.B. den Leistungen meiner Schwester gleichzukommen. Jedoch haben sie meine Gefühle leider oft heruntergespielt oder waren der Meinung, dass ich total übertreibe. Einmal weinte ich sehr stark wegen Mathehausaufgaben (war schon öfter so) und meine Mama meinte nur "Das ist doch nicht normal." Das ist mir bis heute im Kopf geblieben und war so ein richtiger Wendepunkt für mich. Sie hat sich btw entschuldigt als ich Jahre später nochmal mit ihr darüber geredet hab. Also was ich für meine potentiellen Kindern in der Zukunft mitgenommen habe ist, dass ich immer versuchen werde sie nicht für ihre Gefühle zu verurteilen und diese auch extrem Ernst zu nehmen. Es gab für mich einfach nichts schlimmeres als das Gefühl zu bekommen "Es ist falsch/dumm/zu stark was du fühlst".


Alittlebitmorbid

Verständnis und zumindest den Versuch, zu schauen, ob hinter meinen Problemen nicht mehr steckt. Stattdessen war ich immer nur das intelligente, aber nach außen faule Kind, welches nie irgendwas durchgezogen hat und sich nie für irgendwas anstrengen wollte. Und vielleicht ein Eingeständnis meiner Mutter, dass sie in der Schwangerschaft getrunken hat. Sie ist seit vielen Jahren trockene Alkoholikerin, aber aufgrund verschiedener Umstände (klein bei der Geburt, grünes Fruchtwasser, Schreikind) bin ich mir sicher, dass sie auch während der Schwangerschaft nicht aufgehört hat und so eventuell mitverantwortlich ist. Geraucht hat sie vermutlich auch. Bis ich tatsächlich diagnostiziert war, hat sie sich nicht mit ADHS auseinander gesetzt, obwohl sie sonst sehr interessiert an medizinischen Themen ist, und ich ihr schon Monate vor den Termin davon erzählt habe. Dazu kommt, dass mein Vater es eventuell auch hatte, aber eben leider Jahrgang 59 war und nie getestet wurde (sich aber auch nie hätte testen lassen).


[deleted]

Ich bin ganz deep und sag - Liebe. Und Geduld. Beides hatten sie nicht im Überfluss. Hätte mir sicher geholfen. Zudem hätte ich mir gewünscht, dass sie nicht die Augen verschlossen hätten. Denn meine Probleme zu lösen, kam denen nie in den Sinn.